Auf so einen Satz aus berufenem Munde habe ich lange gewartet: „Die demokratischen Werte einer digitalen Gesellschaft entstehen nicht von allein dadurch, dass eine Demokratie immer digitaler wird.“ Damit mutet ein Sascha Lobo sich und der Netzgemeinde harte Kost zu. Graubrot gewissermaßen. In einer Zeit zugespitzter Schwarzweiß-Debatten differenziert der SPON-Kolumnist. Dafür will ich jetzt Lobo loben.
Öffentlichkeit - Worum es hier geht:
Das Grundvertrauen ist weg. Weil Ökonomie und Technologie den Digitalen Wandel immer weiter vorantreiben. Weil die alten Regeln nicht mehr zu taugen scheinen und weil jeder Einzelne immer mehr können soll. In Echtzeit. Allmacht? Ohnmacht? Segen ? Fluch? Risiko? Chance? Leider alles zugleich. Der Auftrag der Medien für unsere Gesellschaft steht zur Diskussion.
Think positive – Goldene Zeiten
Die fetten Jahre sind vorbei. Jetzt kommen die goldenen. Wenn uns der Optimismus für das Digitalzeitalter auszugehen droht, dann hiflt immer ein Blick in die USA. Während hierzulande Sorgen vorherrschen, ruft der Wirtschaftsexperte Henry Blodget auf CNN das „Goldene Zeitalter des Journalismus“ aus. Seinen nachgeschobenen Blogpost zu lesen, lohnt sich, weil er den Aphorismus von Kurt Tucholsky bestätigt: „Alles ist richtig, auch das Gegenteil.“
Den Zeitungen mag es schlecht gehen, schreibt Blodget, Chef, des Online-Magazins Business Insider. Krisen seien immer schmerzhaft, aber dem Journalismus sei es nie besser gegangen als heute. Seine Perspektive ist dabei die des freien Unternehmers, der sich nicht an Risiken orientiert, sondern an Chancen. Auch wenn Tucholsky das vermutlich nicht so gut fände, will ich die knackigen Thesen in ein abwägendes „Sowohl als auch“ einbetten, quasi als Übersetzungshilfe aus dem Amerikanischen ins Skeptische.
Fragwürdig und bösgläubig
Wie geht es weiter mit unserer digitale Existenz, wenn Edward Snowden Venezolaner geworden ist und Angela Merkel bei den US-Amerikanern ordentlich auf den Stuck gehauen hat? Wenn der Moment gekommen ist, da Royal Babies, Moslembrüder oder Profifußballer die Themen Tempora und PRISM (ich erwähne die Stichworte hier zur Suchmaschinen-Optimierung) auf die hinteren Speicherplätze gedrängt haben. Zum Zwecke der Nachhaltigkeit einer wichtigen Debatte darf sich vorsorglich jeder, der einen Blog betreibt, etwas wünschen. Ich bin für bösen Glauben und gute Fragen.
Quotalität und Medienverdrossenheit
„Qualität statt Quote“ – mit dieser Forderung liegt man eigentlich immer richtig, wenn es beispielsweise um gutes Fernsehen geht. Gerade jetzt brauchen wir doch klare Aussagen, weil die digitale Entwicklung sonst so wenig sinnstiftende Grundsätze übrig lässt. Aber hilft die quotalitäre Alternative wirklich weiter? Im Prinzip nein. Sie bemäntelt nur mühsam eine Grundverunsicherung über Maßstabslosigkeit und ist ein Zeugnis wachsender Medienverdrossenheit.