Zwischen Krim-Krise und Hoeneß-Hype kommt die CeBit 2014 fast zu kurz. Wenn auch nicht ganz. Vor allem die große Debatte um Big Data verleiht der Computermesse eine weitere Dimension. Es weht ein Hauch von Snowden durch die Hallen. (Gut, ich war gar nicht dabei.) Jedenfalls für alle nachlesbar, hat Angela Merkel einen bedeutenden und entlarvenden Satz zum Thema Datenschutz formuliert: „Ich glaube, wir sind erst am Anfang dessen, was da zu leisten ist.“ What a wording!
Gleich neben Angela Merkel stand der Regierungschef des CeBit-Partnerlandes Großbritanien, David Cameron. Wenn die deutsche Kanzlerin sich bei der Datenschutz-Frage noch am Anfang wähnt, sind die Briten – vor allem ihre Geheimdienste – schon einige Schritte weiter. Könnte man etwas zynisch sagen. Cameron ließ letztlich auch keinen Zweifel daran, dass der Marsch Fast-Forward auch beibehalten werden muss. Industriegeschichte wird gemacht, also geht´s voran.
Im Prinzip sieht Angela Merkel das wohl genauso. Nur hat sie noch ein kleines Grundrechtsproblem. Der Schutz der Privatsphäre, bis hin zu ihren eigenen Handygesprächen, war gleich mit ins Räderwerk des ungehemnten Fortschritts geraten. Deshalb hat sie ein bisschen mit den Amerikanern und Briten wegen deren Cyber-Spionage geschimpft. Und deshalb dringt sie jetzt auch auf Regeln für den Datenschutz. Überhaupt mal auf Regeln.
Mit ihrem Satz hat sie ein bedeutendes Dilemma auf den Punkt gebracht: Werte-Diskussionen kosten Zeit, während technische und ökonomische Entwicklung gar nicht schnell genug gehen kann. Deshalb machten die Spitzenkräfte auf der CeBit in ihren Reden von vornherein klar: Um Zurückhaltung, Sparsamkeit, gar Verzicht darf es in der Debatte um Big Data nicht gehen.Weniger darf nicht mehr sein.
Wenn derlei Widersprüche aufgelöst werden sollen, aber nicht so leicht können, dann wird eben die Sprache umprogrammiert. So entstand wohl das Kunstwort „Datability“. Es eröffnet die Möglichkeit, aus einer schillernden gesellschaftlichen Diskussion über den Sinn des Digitalen Wandels eine operationalisierbare Fragestellung zu machen: Große Daten nutzen und deren Folgen beherrschen. Data und Ability eben. Als Resultat dürfen wir neue Tools und Trainings erwarten.
Die Prämisse ist, dass das klappt. Weil es klappen muss. Um dies den vielen Skeptikern klar zu machen, hält die Branche gleich noch eine weitere schöne Begriffskombination berat: Daten und Reichtum. Wir alle werden künftig vom Datenreichtum profitieren. Nicht nur überwiegend Konzerne und Spione, wie bislang.
Natürlich verdient die Datability-Debatte eine Chance. Denn immerhin – ein Anfang ist gemacht.
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