Trend Time – Journalismus 2013

Der Trend geht zum Trend. Eindeutig. Vor allem beim digitalen Medienwandel. Wer dafür noch im Einzelnen Belege braucht, dem sei ein Beitrag des Bloggers Martin Giesler empfohlen: „Die Journalismus-Trends 2013 im Überblick“. Dieser kompetenten Sammlung kann ich jedenfalls nichts Neues hinzufügen.  Stattdessen lenke ich jetzt den Blick einfach in die Gegenrichtung. Auf Abgehaktes und aus der neuen Zeit Gefallenes. Nur zur Sicherheit. Quasi der guten Ordnung halber.

„Das Internet ist großartig. Der Journalismus ist es auch.“ Heißt es im eben erwähnten Post von Martin Giesler als „tl;dr“, also in der Fassung für den sehr eiligen Leser. So ruppig diese Zuspitzung wirken mag, so sehr bringt der Autor damit einen Mega-Trend im Mediendiskurs 2013 auf den Punkt: „Kopf hoch, Branche. Du bist nicht tot und das Internet hat Dir auch kein Grab geschaufelt.“  

Ein bekanntes, nachvollziehbares Plädoyer gegen ewiges Jammern. Und doch: Die Entscheidung für etwas schließt natürlich auch das Gegenteil mit ein – den Abschied von Haltungen und Begriffen, die erst mal ausgedient haben. Angesichts der Branchen-Entwicklung in diesem Jahr habe ich mich an einer kurzen Liste versucht, die hiermit keineswegs verheult präsentieren werden soll.

Geduld und Entschleunigung:  

Vielleicht ist es irgendwann wieder an der Zeit für eine Neu-Entdeckung der Langsamkeit. Irgendwann. Jetzt nicht. Wunderbare Ausdrücke kamen mit dem Digitalen Wandel auf uns zu. Begriffe, die zum Philosophieren reizen: „Echtzeit“ oder „Sofortness“. Denn alles Mediale geschieht inzwischen ohne Verzögerung und wird höchstens durch zu langsame menschliche Reaktion verschleppt. Was aber nicht sein sollte. Wird sich noch geben.

Autorität und Gatekeeping:

Selbst Freiheit von staatlicher Autorität erscheint möglich (angesichts der Datenspionageaffäre sogar nötig) und etablierte Medien stehen seit langem im Verdacht der Bevormundungs-Kumpanei. So ganz gestimmt hat diese Machtzuschreibung an Journalisten zwar nie. Denn die Schleusen der Information waren selten völlig dicht und nicht einfach zu  bedienen. Aber nun kommt die unschlagbare Alternative: „Curating“. Die Weisheit der Vielen, der wissende Datenstrom, soll  künftig nur noch kuratiert werden wie eine Van-Gogh-Ausstellung. Im Grunde klingt das ehrenvoll und in Wahrheit wiederum ist es gar nicht so weit vom alten Zustand entfernt.

Intimität und Neutralität:

„Öffentlichkeitsrisiko“  – das ist allen Ernstes ein Ausdruck aus dem Medienrecht. Prominente etwa waren immer schon von der indiskreten Neugier der Allgemeinheit betroffen. Juristen halten das in einem gewissen Rahmen für zumutbar, beispielsweiese in öffentlichen Ämtern. Was mitunter zu drastischen Eingriffen in die Privatsphäre führt. Mittlerweile will, kann und soll sich jede/r Normalo/a öffnen, denn wir befinden uns auf dem Weg in die Post-Privacy-Gesellschaft. Wir teilen und wir mögen, sharen und liken ganz öffentlich. Vor allem bewerten wir nahezu alles und jeden. Bekenne Dich auf dass auch Du erkannt wirst!

Bescheidenheit und Kompromiss:

Warum eigentlich auch immer so bescheiden? Keine halben Sachen mehr. Kompromiss war gestern. Weil es für nahezu jede Aufgabe mindestens ein Tool und einen Trainer gibt. Zur Bösartigkeit neigende, unbescheidene Denker wie Evgeny Morozov behaupten sogar, es gäbe im Digitalen schon weit mehr Lösungen als Probleme. Jedenfalls erscheinen über kurz oder lang die verrücktesten Ziele erreichbar. Auch persönlich. Denn im Zeitalter der Selbstvermarktung ist Zurückhaltung eher ein Laster am Rande der Intransparenz.

Soweit die kleine Sammlung von Not-Buzzwords. Mal sehen, was 2014 dazu kommt. Oder gestrichen werden kann. Um einige Begriffe tut es mir doch etwas leid.

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