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Hausaufgabe an alle: Durchdenken

Hausaufgabe an alle: Durchdenken

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat Zukunft, zumindest als Hashtag: Unter „#ZukunftÖR“ kann man jetzt zehn kluge Experten- Thesen dazu diskutieren. Schöne Chance. Update 19.9.2017: Schöne Scheiße Chose.

UPDATE:  Ich muss einräumen: Es war naiv anzunehmen, dass sich das Thema anhand von diesen zehn oder all den anderen Thesen einfach offen diskutieren ließe. Treffender hat der Medienjournalist Daniel Bouhs gerade im DLF die Gefechtslage beschrieben. Er sprich von der größten medienpolitischen Schlacht, „die es bislang gegeben hat“. Und das wird keine Argumentations-, sondern eine Schlammschlacht. Mathias Döpfner vom BDZV hat sich dafür schon mal Munition bei den rechten Verschwörungs-Freaks geliehen: Staatsfunk ala Nordkorea seien die Öffis. Delegitimierung pur.

Mit dieser drastischen Wortwahl verweist der Top-Verleger zudem auf ein Argument, das sozusagen als „latente Variable“ viele vordergründige Aussagen zu Sinn und Unsinn des öffentlich-rechtlichen Systems erklärt: „Euch geht es zu gut.“ Ich wäre der Letzte, der leugnen könnte, dass Arbeit für den ÖR viele inhaltliche Privilegien und materielle Vorteile hätte. Als Thema sind Besitzstände für die Reform-Agenda wichtig, als Totschlagsargument wirken sie widerlich.

Nun soll man aber die Hoffnung auf konstruktiven Streit nicht aufgeben, auch wenn die Resonanz auf den o.g. Hashtag „#ZukunftÖR“ bislang überschaubar bis erwartbar ausgefallen ist. Die Auseinandersetzung mit den zehn Experten-Thesen lohnt sich trotzdem. Update Ende.

Denn eine eindrucksvolle Experten/innen-Schar hat sie verfasst und den Zuständigen in der Politik als offenen Text übersandt. Entstanden ist eine Art Forderungskatalog, eine Aufgabenbeschreibung. Der Angang ist profund wie selten in dieser Diskussion um Macht und Geld in der gesellschaftlichen Kommunikation.

Hier im Blog geht es öfter mal um genau dieses Thema „Auftrag der Medien“. Häufig mit Bezug zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dabei ist bislang hoffentlich mindestens deutlich geworden, wie kompliziert die Dinge liegen, wenn man sie sich mal genau anschaut.

Komplexität und Ambivalenz des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems hat bislang viele Reformansätze erlahmen lassen. Aus Frust ist die Sehnsucht nach radikaler Vereinfachung gewachsen. Beides kann ich aus sehr persönlicher Erfahrung gut nachvollziehen.

Auf Twitter werde ich nun zehn Reflexe zur Debatte unter dem Hashtag #ZukunftÖR beitragen.

Hoffentlich springt beim Ringen um die zehn ÖR-Thesen der Funke über und wir kommen über den qualifizierten Meinungsaustausch hinaus hin zu einer nachhaltigen Verständigung auf „breiter Basis“.

Einfach wird das nicht. Aber ein Update für unser Betriebssystem zur Herstellung von demokratischer Öffentlichkeit lohnt jede Anstrengung. Also:

#ZukunftÖR 1 Der öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist ein Lösungsansatz für gesellschaftliche Kommunikation– er ist nicht das Problem!

#ZukunftÖR 2 Im digitalen Wandel sollte die Gesellschaft Umbau (Reform) und Neubau des ÖR (Disruption) nicht durcheinander diskutieren.

#ZukunftÖR 3 Zentraler Zielkonflikt: Ressourcenverteilung – Sicherung wertvoller Inhalte oder Venture Capital für digitale Innovationen.

#ZukunftÖR 4 Zweiter zentraler Zielkonflikt: Welche „klassischer Angebote“ streichen? Qualität ist leider subjektiv, objektiv und volatil.

#ZukunftÖR 5 Transparenz zeigt erstmal nur, wie kompliziert die Dinge im ÖR liegen. Sie sorgt noch lange nicht für „Durchblick“.

#ZukunftÖR 6 „Erfolg ist mehr als Quote“ – Allerdings: gesellschaftliche Kommunikation ohne Publikum funktioniert nicht. #schmalergrat

#ZukunftÖR 7 Vorsicht bei politischen Zweckbestimmung – selbst wenn es um die Förderung Europas geht! Wer kontrolliert die Kontrolleure?

#ZukunftÖR 8 Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist bislang mehr als „nur“ Informationsjournalismus. Sondern auch Unterhaltung. Kultur sowieso.

#ZukunftÖR ÖR 9 Plattformen sind keine rein technologische Frage. Neben Machbarkeit geht es vor allem um Macht/ Autonomie und Geld/Ökonomie.

#ZukunftÖR 10 Der Erfolg eines öffentlich-rechtlichen Updates hängt vom Respekt vor einem Kompromiss im demokratischen „System“ ab.

 

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